Seit wann oder gar wer die Technik des Spinnens erfunden hat, ist leider nicht überliefert. Man weiß aber das das Spinnen, oder eher das Verdrillen von Fasern (Gras / Bast), an verschiedenen Orten der Welt bereits vor mehr als 25.000 Jahren unabhängig voneinander erfunden wurde.
Aus dieser Zeit existieren keine Funde aus organischem Material, lediglich schliesst man aus Funden (z.B. Abdrücken auf Tonscherben oder erste Funde von Nadeln mit Öhr) auf die Existenz von Textilien.
Das älteste erhaltene textile Fundstück ist fast 17.000 Jahre alt, ein Stück Schnur aus Pflanzenfasern.
Aus dieser Zeit gibt es erste echte Belege für die Handspinnerei. 10.000 Jahre alte Textilfunde in Palästina belegen das. Erste Funde von Spinnwirteln und der Beginn des Flachsanbaus untermauern diese Theorie. Man fand "Perlen" mit einem Loch, die als Spinnwirtel oder Webgewicht, aber durchaus auch anderen Zwecken gedient haben können.
Der neue Werkstoff Metall wird zur Herstellung von Spindeln verwendet.
Unverändert wurde mit der Handspindel gesponnen. Die Drehbank ist erfunden, man kann Spindeln mit definierten Laufeigenschaften herstellen. Bei Ausgrabungen werden verschiedene Spindelschäfte und verschieden schwere Wirtel aus Ton, Knochen, Stein, Keramik, Geweih gefunden. Langsam kam Wolle als Spinnmaterial auf. Erste bildliche Darstellungen vom Spinnen werden auf Gefässen gefunden. Es werden Fussspindeln und Rocken benutzt.
Man weiss das sich in dieser Zeit bereits Berufe gebildet hatten, die sich mit der Herstellung von Textilien befassten und als Handwerker ausschließlich davon lebten. Es gab Weber, Wirker, Wäscher, Färber, Filzer und Schneider.
An der Technik des Spinnens mit der Handspindel hat sich nichts geändert. Es gibt erste schriftliche Überlieferungen zum Thema Textilherstellung und Darstellungen auf Gräbern, Gebäuden...
Man nimmt an das das Spinnen zu dieser Zeit hauptsächlich von Frauen ausgeübt wurde.
Die wichtigste Faser war Wolle, etwas weniger wichtig war Flachs. Baumwolle und Seide waren Luxusgüter.
Besonders wertvoll war rein weisse Wolle, zu diesem Zweck wurden den Schafen sogar Mäntel angezogen.
Die Wolle konnte noch gepflückt werden, die Schafe hatten noch einen natürlichen Fellwechsel. Es gab aber bereits auch Schafzucht und das Scheren von Wolle.
Der größte Nachteil bei der Nutzung von Spindel und Spindelrad war das Unterbrechen des Spinnprozesses um das Garn aufwickeln zu können.
Deshalb versuchte man sich an zahlreichen Weiterentwicklungen. Aus dem Jahre 1480 stammt die bislang älteste Darstellung eines Rades mit Spinnflügel.
Vermutlich im 16. Jahrhundert wurde der Fussantrieb erfunden. Das Spinnen wurde nun bequemer, aber auch langsamer. Das Schwungrad wurde kleiner. Weshalb viele Manufakturen die grossen Spindelräder behielten und im häuslichen Gebrauch die Räder mit Fussantrieb Karriere machten.
Im 18. Jahrhundert begann in England, genauer 1733, mit der Erfindung eines Webstuhls mit Schnellschützen die industrielle Revolution. Diese Erfindung ermöglichte das Weben breiterer Stoffe und verdoppelte die Webgeschwindigkeit. Nun benötigte man mehr Garn in kürzerer Zeit, was die Entwicklung neuer Spinnmaschinen zur Folge hatte. Schliesslich wurde 1764 die erste Spinning Jenny entwickelt, auf der 8 Fäden gleichzeitig gesponnen werden konnten. Spätere sogar 100 Fäden. Sie wurde von einer Person von Hand angetrieben und arbeitete nach dem Prinzip eines Spindelrades. 1769 wurde die Waterframe erfunden. Eine Flügelspinnmaschine, angetrieben durch Wasserkraft. Nach und nach wurden immer schnellere und flexiblere Spinnmaschinen entwickelt, die nicht mehr von Hand betrieben werden mussten. Diese Entwicklung stürzte viele Menschen in Not und Elend - sie wurden quasi über Nacht arbeitslos. Ende der Entwicklung 1831 wurde das Prinzip des kontinuierlichen Spinnens durch die Erfindung der Ringspindel möglich. Sie setzten sich durch und sind noch heute computergesteuert im Einsatz.
Gegen Ende des 18.Jahrhunderts hatte die häusliche Handspinnerei als Wirtschaftsfaktor ausgedient. Jedoch blieb das Spinnen in vielen Regionen für den Eigenbedarf erhalten.
Bei wohlhabenden Damen entwickelte es sich zu einer angesehenen Freizeitbeschäftigung. Für sie wurden Spinnräder aus edlen Hölzern oder sogar Elfenbein hergestellt. Dieses Hobby hat sich bis heute gehalten und ist nun jedem zugänglich der sich für Textilien interessiert.
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