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Sie geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit Ihren Händen. Spr.31.13

Umgang mit Handspindeln

Tipps & Tricks im Umgang mit Handspindeln 

Welche Spindel Wann?

Im folgenden zeige ich eine Übersicht mit einer Entscheidungshilfe, aber: das Ergebnis hängt nicht vom Werkzeug ab, sondern von seinem Verwender. Ein Profi spinnt mit jeder Spindel das gleiche Garn wenn es sein muss. Das Handspinnen wurde an den verschiedensten Orten der Welt unabhängig voneinander erfunden. Deshalb gibt es unzählige Lösungen für die gleiche Aufgabe. Toll für Neugierige und für Kreative die ihren Horizont erweitern möchten.
  • Feines Garn mit langen Fasern spinnen

    Möglich mit jeder Spindel, mit Gewichtsschwerpunkt in der Mitte des Wirtels für schnelle Produktion oder Gewichtsschwerpunkt am Rande des Wirtels für eine länger und langsamer drehende Spindel. Die Spinntechnik spielt keine Rolle. Lange Fasern benötigen nicht so viel Drall um zusammen zu halten. Falls Deine Spindel langsamer dreht bitte langsamer als gewöhnlich ausziehen, damit ausreichend Drall im Garn ankommt. 

  • Feines Garn mit kurzen Fasern spinnen

    Hier brauchst Du eine leichte und schnelle Spindel. Also eine mit Schwerpunkt nahe am Schaft, es sei denn es wird unterstützt gesponnen. Kürzere Fasern benötigen mehr Drall um zusammen zu halten und sie benötigen ihn schnell, weil sie eben so kurz sind. Wenn unterstützt spinnst spielt es keine große Rolle da die Fasern nicht das Gewicht der Spindel tragen müssen. Nutze den langen Auszug oder eine Mischform, wie z.B. den doppelten Auszug. 

  • Perlzwirnung (High Twist) spinnen

    Eine schnelle Spindel mit einem Schwerpunkt in der Wirtelmitte ist hier unumgänglich. Je mehr Drall gewünscht wird, desto schneller sollte die Spindel sein. Die Technik und Gewicht sind nicht entscheidend.

  • Schwach gezwirntes Garn spinnen

    Eine träge Spindel, mit Gewichtsschwerpunkt am Rande des Wirtels, sie sollte mindestens ein Mittelgewicht sein. Der Drall sollte langsam in die Faser gelangen, geht es zu schnell wird es schwierig, bzw. hektisch. Du mußt dem eintreffenden Drall quasi zuvor kommen. 

  • Dickes Garn mit langen Fasern spinnen

    Nimm eine schwere Spindel mit einem Schwerpunkt am Rande des Wirtels. Spinne im kurzen Auszug. Dickes Garn benötigt nicht so viel Drall um zusammen zu halten. Spinne langsam und gleichmäßig. 

  • Dickes Garn mit kurzen Fasern spinnen

    Mindestens Mittelgewicht, eher eine schwere Spindel. Richtig schwer, wenn unterstützt gesponnen wird. Mit viel Fingerspitzengefühl, aber eher langsam spinnen. Dicke Garne benötigen nicht so viel Drall, aber kurze Fasern benötigen Halt.

Wie eingangs erwähnt, mit etwas Übung kann man mit jeder Spindel jedes Garn spinnen, nur der Aufwand wird unterschiedlich sein. Es gibt viele "goldene Regeln" aber keine schreibt vor das man ein bestimmtes Garn nur mit einer bestimmten Spindel spinnen kann. Nicht nur Faser und Wunschgarn bestimmen die Wahl der Spindel, auch die Techniken die Du verwendest, Deine Erfahrung und Geschicklichkeit...und natürlich Dein persönlicher Geschmack. Ich möchte Dich ermutigen nicht alles einfach als gegeben hinzunehmen und auszuprobieren was für Dich richtig ist und Dir gut tut. 

Warum hält die Spindel an?

Was für eine Frage?! Geradezu naiv - oder etwa doch nicht? 

Reibung ist zu vernachlässigen, da die Kräfte nicht hoch und die Unterschiede von Spindel zu Spindel nicht so groß sind. 

Während wir spinnen verdrehen wir Fasern kontinuierlich in eine Richtung, damit geben wir mechanische Energie (Drall) in die Faser. Ursprünglich ist eine Faser nicht verdreht und versucht nun in diese ursprüngliche Form zurück zu finden. Das würden sie auch schaffen, wenn wir den Faden und die Spindel frei hängen lassen würden. Sie würden sich allmählich in der Gegenrichtung wieder aufdrehen bis zu dem Punkt wo alle hineingegebene Energie neutralisiert ist und die Spindel zu Boden fallen würde. Diese Kraft nennt man Drehmoment. Sowohl meine eigene Kraft die die Spinnbewegung auslöst als auch die gegenläufige Kraft kann man so bezeichnen. 

Besonders bei sehr leichten Spindeln merkt man schnell, wenn die Kräfteverhältnisse nicht mehr stimmen. Die spindel "wobbelt", läuft unruhig, stoppt von selbst und dreht rückwärts, falls sie sich überhaupt noch starten lässt. Schon mal versucht ein dickes Garn mit einer 18 Gramm Spindel zu spinnen? Anfangs schafft man noch ein paar  Meter, aber es läuft nicht gut und wird immer schlimmer. 

Beim Spinnen nimmt jede Faser die gegebene Energie (Drall) auf und generiert eine Gegenkraft (Drehmoment) zur Spindel. Je dicker nun das Garn desto höher die Wahrscheinlichkeit das die Spindel stoppt. Eine schwere Spindel kann dem gut entgegen wirken, weil das eigene Gewicht dazu beiträgt sich weiter zu drehen. 

Feine Garne spinnen sich wunderbar mit leichten Spindeln und auch mit etwas schwereren Spindeln klappt es noch, die Fasern werden die Spindel nicht anhalten. Aber dadurch das ein feines Garn nur wenige Fasern im Moment des Ausziehens benötigt spielt die Schwerkraft zusätzlich zum Gewicht der Spindel eine Rolle. Schlicht gesagt, der Faden reisst, die Spindel fällt, sobald die Zugkraft zu groß wird. In einem dicken Garn mit vielen Fasern ist die Zugkraft weit weniger relevant. Denn die Schwerkraft verteilt sich nun über viele einzelne Fasern.

Ein weiterer Faktor kann die eigene, natürliche Energie der Faser sein. Nämlich wenn mit einer Faser gesponnen wird, die eine hohe Kräuselung (Crimp) aufweist. Zusätzlich zu allen Faktoren möchten diese Fasern in ihren gekräuselten Zustand zurück. Das bedeutet im Spindelgewicht immer etwas höher zu gehen, wenn man stark gekräuselte Fasern spinnt. So kann es sein das man ein Lace Garn mit einer 20 bis 30 Gramm Spindel spinnt.

Wähle eine Spindel passend zum gewünschten Garndurchmesser und der Kräuselung in der Faser. 



Was kann ich tun wenn meine Kopfspindel schlingert? 

Zunächst prüfe,  ob die Spindel beim Starten senkrecht nach unten hängt. Der Start sollte nicht mehr als ein Schnipsen sein, oder ein gleichmäßige Rollbewegung an Deinem Oberschenkel.

Dann verändere die Position des Fadens am Wirtel und teste wie die Spindel nun spinnt. Verändert sich etwas? Probiere die Stellungen systematisch aus. Falls die Spindel nun ruhig läuft, markiere die Position auf oder unter dem Wirtel und nutze nur noch diese Fadenposition. Siehe Bild 1
Falls es keine Verbesserung gab, betrachte die Stellung des Hakens genau. Ist er verbogen? Nicht jeder Haken ist genau senkrecht eingestellt. Das hängt mit der Art Deiner Spindel zusammen. Nicht jeder Haken lässt sich biegen und würde bei so einem Versuch ausbrechen. Deshalb ist große Vorsicht geboten! 
Nicht einfach gerade biegen, sondern prüfen wie Spindel und Haken zusammenwirken. Siehe Bild 2. Befestige einen Hilfsfaden am Schaft und führe ihn nach oben über den Haken, lasse sie frei hängen. 
Sehe Dir genau an wie Garn Achse und Spindel Achse zueinander stehen. Sie sollten wie im Bild lotrecht übereinander stehen. Falls nicht, verändere den Haken millimeterweise mit einer kleinen Zange ohne Rillen. Wiederhole den Vorgang so lange bis die Spindel zu Deiner Zufriedenheit spinnt.

Falls das auch nicht hilft, wende Dich an den Hersteller Deiner Spindel. Sie wissen wie der Haken und Schaft verarbeitet sind und können wertvolle Tipps geben.  

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