NettisNadelkunst 

Sie geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit Ihren Händen. Spr.31.13

Wollpflege

WOLLPFLEGE

Schafe leben auf allen Kontinenten der Erde, in allen Klimazonen, auch in extremen Gebieten, in denen Menschen nicht siedeln möchten. Es muss also etwas ganz Besonderes an den Schafen und dieser Wolle sein. Strenge Winter, rauhe Meeresküsten, heiße Steppe, einsame Inseln, ...


Wolle ist unter normalen Umständen weitgehend selbst-reinigend, sie ist durch eine Fettschicht geschützt, das Lanolin. Es hält Schmutz und Feuchtigkeit fern von der Haut der Tiere. Wenn wir später unser Garn in den Händen halten, stehen die Chancen gut das die meisten der tollen Eigenschaften von Wolle erhalten blieben. Traditionelle Fischer-Pullover werden noch heute mit extra Lanolin-haltiger Wolle gestrickt, als Schutz vor Nässe und Kälte.


Etwas Handgestricktes geschenkt zu bekommen ist ein ganz großer und besonderer Schatz aus gutem Garn, viel Liebe, Ausdauer, Können &  Kreativität. Jeder der schon einmal Nadeln in den Händen hielt weiß um den Zeitaufwand der in auch ganz kleinen handgemachten Stücken stecken kann. Damit die Freude viele Jahre währt, denn nur das macht in meinen Augen Sinn,  sollte man einige Dinge bei der Pflege beachten. Stichwort: Nachhaltigkeit



WANN

Textilien aus Wolle benötigen pro Saison höchstens ein bis zwei Wäschen, bei Deko reicht Entstauben. Stark verschmutzte oder fleckige Kleidung und solche die direkt auf der Haut getragen wird, muss natürlich öfter gereinigt werden. Im Normalfall reicht gutes Auslüften bei Pullovern, Jacken und anderen Oberteilen. Bei Socken, Handschuhe, Mützen, Schals und Tüchern hängt es von den eigenen Angewohnheiten ab, werden sie oft getragen und auch in "anpackenden" Situationen genutzt, muss man sicher regelmäßig waschen.  Eine gute Möglichkeit Keime abzutöten ist die Nutzung eines Dampfglätters, er produziert heißen Wasserdampf der Keime tötet, nützlich z.B. bei Wolldecken und anderen flächigen Stücken. Gerade uns in Deutschland wird eine große Reinlichkeit nachgesagt -  bis hin zur Übertreibung. Keine natürliche Wolle ist reinweiß. Weniger mehr - sie dankt es mit Langlebigkeit. Stichwort: Ressourcen sinnvoll einsetzen


WIE

1. Nimm Dir Zeit - zelebriere Deine Tätigkeit - das tut Dir und Deiner Wolle gleichermaßen gut!

Du willst Wolle waschen?  Gehe es nicht wie etwas Lästiges an, das Du schnell hinter Dich bringen musst - in dem Fall - Lass' es!  Bevor Du anfängst, sichte alle Deine Textilien die Du von Hand waschen möchtest. Es ist effektiver gleich mehrere Teile zu waschen. Stelle Dir Deinen Waschkorb/Schüssel zurecht. Eventuell auch 2 wenn Du nicht alles in einem Raum erledigst.


2. Wähle ein sehr mildes, für Wolle oder Haare geeignetes Mittel. Es gibt sehr gute, biologisch abbaubare Mittel, aber auch Shampoos sind geeignet. Kurz, alles was gut für unsere Haare ist, ist auch gut für Wolle.


3. Wähle ein Becken oder Wanne, die groß genug ist um die Wolle locker einzuweichen. Fülle sie mit temperiertem Wasser, gebe etwas Waschmittel hinzu. Weniger ist hier mehr, maximal 1 Teelöffel pro 1kg trockene Wäsche.  Verteile das Mittel gut im Wasser, bis es vollständig aufgelöst ist. Das Wasser darf ruhig gut warm sein, von kochend heiß ist wegen möglicher Anteile von empfindlichen Fasern (Seide, Kaschmir,...) und der eigenen angenehmen Arbeitsweise abzuraten.


4. Lege die Handarbeit hinein. Lasse sie von selbst das milde Seifenwasser aufnehmen. Je nach Material darf es ruhig 30 Min dauern, mindestens 15 Minuten. Das gute Stück soll vollständig durchfeuchtet sein. Bitte nie kneten, reiben oder rubbeln. Sollte irgendwo ein hartnäckiger Fleck stecken - gebe etwas Waschmittel auf einen Lappen und betupfe die fleckige Stelle mit dem Mittel und gebe das Textil mit den anderen so in die Wanne/Becken.


5. Nimm die Handarbeit aus dem Wasser, drücke mit viel Gefühl das Wasser aus. Nicht wringen bitte! Eine gute Idee ist es bei großen Stücken einfach den Stöpsel zu ziehen und wieder eine Weile abzuwarten bis das meiste Wasser von selbst abgelaufen ist. Erst dann leicht von oben auf die Stücke drücken um mehr Wasser aus dem Gewebe zu bekommen. Wenn Du ein Wollwaschmittel gewählt hast das man ausspülen muss, wiederhole diesen Vorgang bitte ein bis zwei Mal. 


6. Schlage Deine Handarbeit in ein Handtuch ein das größer als dein Textil ist, rolle es einige Male mit Druck auf einer glatten Oberfläche um weiteres, überschüssiges Wasser zu entfernen. 


7. Nun folgt die Trocknung. Bevorzugen sollte man luftige, schattige Orte. Je nachdem um welche Art Textil es sich handelt:

Oberteile: Lege die Handarbeit flach zum Trocknen aus, nicht hängen bitte, sie geraten auf Grund ihres Gewichtes

aus der Form.  Sie sollten ihrem Schnitt entsprechend liegen und nach einer Weile gedreht werden. Ich nehme bei einfachen Schnitten die flache Oberseite meines Wäscheständers, das ich mit einem Handtuch zuvor abgedeckt habe.

Socken, Mützen, Handschuhe und andere Kleinteile: Können in der Regel normal aufgehängt werden.

Spitzenmuster, Formteile: Sollte man nach kurzer Antrocknung spannen. Entsprechend ihres Musters/ Form vorgehen. Entweder auf speziellen Spannmatten oder einer unbenutzten Matratze (Gästebett). Rostfreie Stecknadeln verwenden, Maßband einsetzen, Form beachten. Erst von der Matte nehmen wenn absolut trocken.


8. Freue Dich an Deinen Schönheiten jeden Tag, für viele Jahre! Mache eine geliebte Tätigkeit aus der Pflege Deiner  Wollschätze. Wähle ein Waschmittel mit einem tollen Duft. Vielleicht eines das man nicht ausspülen muss. Richte dir einen Pflege-Tag ein, mit Tee, guter Musik ...


WARUM

Ja warum mache ich mir diese Mühe?! Es gibt doch Waschmaschinen, Hausarbeit nervt, keine Zeit, ... Ich erinnere mich an ein Gespräch mit der Eigentümerin einer Boutique, die mir erklärte das Modekundinnen heute keine Kleidung und besonders keine Accessoires waschen wollen. Es wird für eine Saison, ein Ereignis getragen und entsorgt. Dieses Verhalten würde immer mehr um sich greifen und sei ein Zeichen von Wohlstand und Mode-Bewusstsein.  In Zeiten von Klimawandel und knappen Ressourcen verantwortungslos, dumm und abstoßend zugleich. Ich hoffe in den Abschnitten zuvor bereits anklingen zu lassen welchen Wert Handarbeit für mich hat und wie wertvoll natürliche Ressourcen sind.


BESONDERE FASERN

Alpaka, Angora, Kaschmir, Mohair, Seide, Kamel

Alle delikaten Gestricke und Gewebe sollte man mit besonderer Vorsicht behandeln. Es sind zum Teil kostspielige Materialien deren Verlust noch schmerzlicher als bei Wolle wäre. Diese würde ich immer gesondert in recht kühlem Wasser waschen, für einige gibt es Spezialwaschmittel. Kann man machen, aber es reicht meiner Meinung nach wirklich sorgfältig mit ihnen umzugehen. Je nach Form des Textils sollte die Trocknung entsprechend erfolgen, je weniger Druck oder Zug auf den Teilen lastet, umso besser. Ausnahme sind Spitzenmuster die mit viel Gefühl gespannt werden müssen. Besonders empfindlich sind Pflanzenfasern und Seide in nassem Zustand - sie reißen sehr leicht!



Die Sache mit der Waschmaschine

Sehr beliebt sind maschinenwaschbare Garne und Textilien. Verständlich, bedeuten sie doch eine große Zeitersparnis und bequeme Handhabung für die Nutzer. Leider kommt nichts ohne Preis - Superwash ausgerüstete Garne sind genau das:

Behandelte (ausgerüstete) Garne um der Reibung, Quetschung, Temperaturschwankungen der rotierenden Trommel zu widerstehen. Sie werden mit Chemikalien behandelt, mit Polymeren überzogen, die Stabilität der Faser durch Entfernung der Schuppung der Faser entfernt. Umweltbewusstsein sieht anders aus! Oft verliert sich der Superwash-Effekt nach einiger Zeit, die Garne filzen trotzdem und verlieren die Form, weil kein Halt mehr durch die Schuppen der Faser gegeben ist. Leier-Wolle nenne ich sie manchmal. So richtig emotional werde ich bei Superwash-Merino-Sockengarn bei dem man das Nylon durch "Naturfasern" ersetzt hat, damit man das lästige Plastik im Garn vermeidet. Aber nicht um die Umwelt zu schonen, sondern weil man sich nun als Naturfreund vermarkten kann. Der Kunde glaubt etwas Gutes zu tun.

Kaum ein Garn hat eine schlechtere Umweltbilanz. Denn die Naturfaser (meist Baumrinde [Viskose,Tencel], Bambus oder Soja bei Socken) wird chemisch so verändert das sie Plastik gleichen, bei der Herstellung müssen gefährliche Gifte eingesetzt werden... Hinzu kommt das Naturfasern bei Feuchtigkeit nicht abriebfest und elastisch sind, was besonders bei Socken keine gute Sache ist. Die werden nämlich ständig in unseren Schuhen feucht gerieben... ich bin für den SINNVOLLEN Einsatz von Ressourcen, auch Plastik gehört dazu. Wir wünschen uns alle einfache Antworten auf komplexe Fragen, dieser Text hier kann nur oberflächlich ein Thema anreißen das eine tiefgreifende Erforschung verdient hat. Es gibt Fasern natürlichen Ursprunges die Sockengarn ohne Plastik möglich machen. Leider sind sie nicht butterweich, wie der Kunde derzeit fordert - dazu zählen alle langwolligen Schafrassen wie z.B. Wensleydale oder Teeswater, aber auch Mohair (nicht der weiche Flaum). 


Nicht das Material, sondern unser Verhalten, Verantwortung und Disziplin stellen meiner Meinung nach das Problem dar.


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