NettisNadelkunst 

Sie geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit Ihren Händen. Spr.31.13

Unterstützte Spindeln

unterstützte Spindeln 

Unterstütze Spindeln, gerne auch englisch Supported Spindles genannt gibt es in verschiedenen Varianten. Auch sie entstanden an den verschiedensten Orten der Welt nahezu gleichzeitig und sind doch hochspezialisiert für die verschiedenen lokalen Besonderheiten:
  • Tahkli
  • Russische Spindeln (Orenburg Spindeln) 
  • Tibetische Spindeln
  • Französische Spindeln
  • Phang 
  • Navajo Spindeln 
Unterstützte Spindeln werden auf einer glatten Oberfläche gesponnen, besser in einer Schale um sie gut kontrollieren zu können. Das kann eine spezielle Schale sein, die der Händler/Hersteller gleich mit anbietet oder auch das normale Geschirr, wie ein Eierbecher, ein Soja-Schälchen oder ein kleines Glas. Wichtig ist eine nach innen gewölbte, glatte Fläche mit einem nicht allzu hohen Rand.

Unterstützt zu spinnen hat den Vorteil, das die Fasern nicht das Gewicht der immer voller werdenden Spindel tragen müssen. Dabei ergeben sich ganz neue Möglichkeiten ein Garn zu konstruieren - ganz luftige Streichgarne oder ganz feine Garne. Berühmt geworden sind so die Orenburg Spindeln, entwickelt für das feine Mohair der Orenburger Ziegen um daraus die edlen Spitzentücher fertigen zu können. Oder die kleinen, flinken Tahklis für kurze Baumwollfasern. Navajo Spindeln spinnen traditionell wunderschöne, robuste Webgarne für die kunstvollen, handgewebten Teppiche des Volkes der Diné. 


Spinnen mit unterstützten Spindeln 

Unterstütze Spindeln werden im langen Auszug gesponnen, er bietet sich hier geradezu an. Beobachtet einmal im englisch-sprachigen Video die fließenden Bewegungen der Spinnlehrerin. Es ist die effizienteste Art diese Spindeln zu nutzen und gleichzeitig die beste Technik um sehr feine Garne zu spinnen. Der kurze Auszug ist aber auch möglich, man setzt dann eben häufiger ab; muss dabei aber dringend den Drall im Auge behalten und läuft Gefahr zuviel Drall in den Faden zu geben. Das Spinnen mit diesen Spindeln kann man ebenfalls in der Parken & Ausziehen - Methode (Park & Draft) lernen, finde es aber sehr holperig, es besteht die Gefahr das man sich das nie wieder abgewöhnt. Seid mutig und versucht gleich den langen Auszug - es lohnt sich.
Demonstration in englischer Sprache 
Demonstration in deutscher Sprache 

Unterstütze spindeln Aufbewahren und Pflegen


Arten von Unterstützten spindeln* 

Tahkli

Kleine, schnelle Leichtgewichte zumeist aus Metall, aber auch Holz. Die meisten haben an der oberen Spitze einen flachen Haken. Die untere Spitze ist sehr spitz. Sie werden in Schälchen gesponnen. Tahklis werden sehr schnell, ihr Schwerpunkt liegt direkt im Zentrum des Wirtels, am Schaft. Bezogen auf ihre Größe sind sie sehr schwer. Das macht sie zu kleinen Ferraris unter den Spindeln. Hervorragend zum Spinnen von superfeinen Garnen und sehr kurzen Fasern wie Baumwolle oder Kaschmir. Es lassen sich aber auch luftige Garne mit einer Tahkli spinnen. Noch heute sind Tahklis weit verbreitet, besonders in Asien, im Mittleren Osten und Nordafrika. 

Russische Spindeln 

Werden aus einem Stück ohne Wirtel gefertigt, laufen in einer Schale oder glatten Oberfläche. Spinnen gut feine Garne aus Unterwolle (Down). Sind langsamer als Tahklis. Ihr Schwerpunkt liegt im unteren Teil der Spindel. Berühmt sind die feinen Garne aus der Unterwolle der Ohrenburg Ziegen, die mehr an Kaschmir erinnern als an Mohair. Traditionelle Orenburg Stolen werden aus diesem hauchzarten Garn gestrickt, das zunächst zerbrechlich wirkt, geradezu zu schwach gesponnen. Verstrickt und  getragen verändert sich das Garn in ein warmes, flauschiges und sehr haltbares Textil. 

Tibetische Spindeln 

Tibetische Spindeln bestehen aus Wirtel und Schaft, sie ähneln Tiefenwirtel-Spindeln, haben aber keinen Haken oder Rille an der oberen Spitze. Sie laufen in Schalen oder auf Oberflächen. Handspinner in Tibet nutzen sie um Kaschmir und Yak zu spinnen. Der Wirtel sorgt dafür das mehr Garn stabil auf der Spindel untergebracht werden kann. Ihre Eigenschaften ähneln sehr denen der russischen Spindeln. 

Französische Spindeln 

Eine französische Spindel ist aus einem Stück Holz gefertigt und hat keinen Wirtel. Sie können sowohl als Fallspindeln als auch als aufgesetzte Spindeln verwendet werden. Sie haben an der oberen Spitze eine eingekerbte Spirale, durch das der Faden läuft. Manche haben an dieser stelle eine metallene Kappe mit oder ohne Haken. 

Phang

Eine Phang besteht aus einem Stück Holz, ohne Wirtel, ohne Haken oder Kerben. In der Mitte der Spindel befindet sich eine Verdickung, hier wird das Garn angebracht. Sie ist somit den Eigenschaften einer Mittel-Wirtel-Spindel nicht unähnlich. Sie laufen in Schalen und auf Oberflächen.

Navajo Spindeln 

Komplett aus Holz gefertigt, mit einem sehr langen Schaft (50cm und mehr) und einem sehr großen Wirtel. Sie werden auf einer Oberfläche gesponnen, unterstützt vom Körper der Handspinnenden. Spinnt sehr gut dicke Garne mit wenig Drall. Hat große Kapazitäten um viel Garn aufzunehmen.


*Die künstlerische Freiheit ist natürlich unerschöpflich,  so soll die Aufstellung der Handspindelarten eine Richtlinie sein. Es gibt viele Mischformen von Spindeln und multifunktionale  Spindeln, sogar halbmechanische Spinnvorrichtungen. Besonders gelungen finde ich Spindeln mit austauschbaren Wirteln in unterschiedlichen  Gewichten. So kann man eine ganze Bandbreite von Garnstärken mit einer Spindel herstellen. 

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Handgefärbte Wolle, Garne und Spinnfasern aus Kirchheim Teck. NettisNadelkunst

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