NettisNadelkunst 

Sie geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit Ihren Händen. Spr.31.13

Wolle

Wolle


Als Wolle bezeichnet man per Definition das Fellkleid der Schafe. 


Sie ist warm, elastisch, wasserabweisend und ist schwer entflammbar. Als Naturfaser ist sie in der Lage Temperaturunterschiede auszugleichen und unglaubliche 30% des eigenen Gewichtes an Wasser aufzunehmen, ohne das sie sich nass anfühlt. Je nach Schafrasse kann sie glänzend, lang, kurz, weich, hart, glatt, wellig sein und kommt in vielen wunderschönen Naturfarben daher: Weiß, gelblich, beige, rötlich, hellbraun bis dunkelbraun, schwarz, hellgrau bis anthrazit.



Schafrassen in Deutschland

Hier stelle ich einige für Handspinnende interessante Schafrassen vor. Mein Herz schlägt für die Vielfalt und den Erhalt selten gewordener Rassen.

Wir Handspinner haben es buchstäblich in der Hand, mitzuhelfen das diese Tiere weiter existieren.

Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Erhaltung unserer Natur und Umwelt - gelebte Nachhaltigkeit.

Besonders verdient macht sich hier die G-E-H, die Gesellschaft zur Erhaltung seltener Haustierrassen e.V..

Probiere doch einmal Wolle von heimischen Tieren - ich garantiere Dir, Du wirst positiv überrascht sein.

Das Coburger Fuchsschaf

Diese alte Landschafrasse war jahrhundertelang in vielen Mittelgebirgsregionen mit lokalen Schlägen weit verbreitet. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren 60% des Schafbestandes dieser Region fuchsköpfige, schlichtwollige Schafe. In den 1920/30er Jahren wurden nur noch wenige Rassen mit hoher Fleischleistung gezüchtet und die Landschafrasse systematisch dezimiert und fast ausgerottet, hätte nicht der Schäfer- und Tuchmeister Otto Stritzel im Fichtelgebirge für seine Tuchherstellung ein bodenständiges Schaf gebraucht, mit geeigneter Wolle (Tweed-Herstellung). 1943 begann der die Zucht mit nur noch wenigen Fuchsschafen und gemeinsam mit Schäfermeister Walther Rößle gelang es. 1966 wurde das Coburger Fuchsschaf als Landschafrasse vom DLG anerkannt. 130 Muttertiere wurden in das Herdbuch aufgenommen. Erfreulicher Weise haben sich die Bestände bis heute erholt, zählen aber zu den seltenen Schafrassen in Deutschland.*


Merkmale:

Das Coburger Fuchsschaf ist ein mittelgroßes, edles Schaf, mit hornlosem, schmalem Kopf, der bis hinter die Ohren unbewollt ist, von goldgelber bis rotbrauner Farbe. Eine leichte Ramsnase ist möglich. Die Beine sind fein bis mittelknochig, unbewollt und von gleicher Farbe wie der Kopf; trockenes Fundament und feste Fesseln. Die überwiegend langabwachsende Schlichtwolle liegt im CD-Bereich (33-36 Mikron). Tiere mit schwarzen Flecken werden von der Zucht ausgeschlossen.*


Das Vlies der Lämmer ist rotbraun und hellt mit zunehmendem Alter auf. Das Vlies der erwachsenen Tiere hat einen deutlichen Glanz, der Farbton erstreckt sich von einem hellen Grundton bis zum dunklen Goldton ("Goldenes Vlies"). Die farbigen Haare liegen in rotbraunen Tönen vor, sie sollen gleichmäßig und nicht zu zahlreich im Vlies verteilt sein. Böcke können eine Mähne und Tiere beiderlei Geschlechts können einen Aalstrich aufweisen.*


Zuchtziel:

Züchtung eines widerstandsfähigen, genügsamen, pferchfähigen Landschafes mit besonderer Eignung zur Koppel- und Hütehaltung in rauen Mittelgebirgslagen. Erhaltung regionaler Rasseschläge mit ihren typischen Wollen. Wollen mit schwarzen Stichelhaaren sind unerwünscht.


Das Vliesgewicht liegt zwischen 3 und 5 kg pro Tier.


Spinnen:

Mittelweicher Griff, mit gut erkennbaren Stichelhaaren in rotbraun und weiß. Die Faser hat eine gute Struktur und lässt sich gut filzen. Bei der Verarbeitung fallen gerne die Stichelhaare heraus.


Feinheit: 33 bis 36 mic

Stapellänge zwischen 12 und 18cm, etwas Kräuselung. 


Anfängergeeignet - leichter und sehr dünner Auszug möglich. Sehr vielseitig einsetzbar.


Tip: Nicht zu hart ausspinnen und zwirnen, sonst können die Stichelhaare zu Borsten werden.


*Bilder+Quelle: AG der deutschen Fuchsschafzüchter / www.agfuchsschaf.de

Das Jakob Schaf

Sehen sie nicht toll aus?! Den Ursprung dieser imposanten Schafrasse kennt man nicht genau, Asien wird vermutet. Heutige Tiere stammen aus 2 Quellen: England und USA. In England, wo sie zunächst nur wegen ihrer Erscheinung, später wirtschaftlich vor allem auf Fleischleistung gezüchtet wurden. 


Die britischen Jakobschafe sind deshalb größer als ihre Verwandten in den USA. Die Jakobschafe aus den USA gelten als die Träger der ursprünglicheren Gene. Ihre Vliese unterscheiden sich deutlich, während die amerikanischen Vliese große Unterschiede in der Vielfalt der Feinheit und Länge aufweisen, hat man die britischen Tiere auf mehr einheitliche Vliese gezüchtet. Urspünglich hatte jede Fellfarbe eine eigene Stapellänge und Feinheit, so daß manche Tiere wie im ständigen Fellwechsel wirkten.


Es ergibt sich durch diese Umstände eine enorme Vielfalt an Qualitäten und Farben.

Die Jakob Schafe haben in Punkto Farbvielfalt, Feinheit und Länge innerhalb einer Rasse die größte Vielfalt zu bieten. Ihre Wolle ist dadurch für nahezu jeden textilen Zweck geeignet.


Merkmale:

Jakob Schafe sind behornte Schafe, sowohl weibliche als auch männliche Tiere tragen 2 bis 6 Hörner. Oft werden sie mit Ziegen verwechselt. Ihr Vlies ist "bunt gescheckt", es treten alle natürlich möglichen Farben von Weiß bis Schwarz auf. Sie sind sehr genügsam, freundlich im Wesen, werden leicht zahm, gelten als intelligent, sind widerstandsfähig, robust und langlebig. 

Deutsche Jakobschafe stammen aus nachvollziehbaren Gründen, hauptsächlich von britischen Tieren ab. 


Zuchtziel:

Ziel ist ein mittelgroßes Landschaf mit rassetypischer Ausbildung des Kopfes, der Hörner und der Färbung des Wollvlieses. Die genauen Standards finden sich auf der Seite der IG Jakobschaf (siehe unten).


Beim Vlies wird Wert auf die Ausgewogenheit der Faserlänge, Glanz und mittlere Feinheit (C/D) mit nur wenig Grannen gelegt. Zu feine oder zu grobe, unregelmäßige Vliese sind unerwünscht, ebenso Melierungen. Die Farbflächen sollten gut abgegrenzt sein. 


Das Vliesgewicht liegt zwischen 1,5 und 4 kg pro Tier.


Spinnen:

Weicher, bis mittelweicher Griff mit ganz seltenen Stichelhaaren (Grannen). Die Wolle hat einen leichten Glanz und eine schöne Elastizität.

Die Fasern lassen sich gut filzen.


Feinheit: 30 bis 35 mic, selten auch feiner

Stapellänge zwischen 7 und 18 cm, leichte Kräuselung. 


Anfängergeeignet - leichter und sehr dünner Auszug möglich. Sehr vielseitig einsetzbar.


Tip: Teste die natürliche Farbvielfalt der naturfarbenen Vliese - die Effekte sind ganz wundervoll.


Die Jakobschafe sind die Schafe des Jahres 2022.

Ihre Rassebezeichnung soll sich vom biblischen Jakob ableiten, dem ersten Züchter von gefleckten Schafen (1. Mose, 30) und dem ersten (nach Rassemerkmalen) selektiven Schafzüchter.


*Bilder+Quellen: 

IG der Jakobschafzüchter / http://www.jakobschafe-ig.de/

The Fleece & Fiber Sourcebook / Deborah Robson & Carol Ekarius

Neue spannende Schafrasse

Hier folgt eine weitere interessante Schafrasse für uns Handspinnende. 


Schafrassen in aller Welt

Es gibt abertausende Schafrassen weltweit und noch viel mehr Mischformen, sog. cross breeds. Das meiner Ansicht nach umfangreichste Buch haben zu diesem Thema haben Carol Ekarius & Deborah Robson  geschrieben: The Fleece & Fiber Sourcebook. Dort findest Du über 200 verschiedene Fasern tierischen Ursprungs. Hier möchte ich nur ein paar wenige vorstellen und hoffe den Entdecker in Dir zu wecken:

Die Merino Schaf-Familie

Merinos sind wahrlich die Stars der Wollwelt, jeder hat schon einmal von Merino gehört, selbst wenn derjenige nichts mit Wolle zu tun hat.  In Bezug auf Tierwohl und Nachhaltigkeit empfehle ich einen genaueren Blick zu riskieren.


Ihre Geschichte beginnt im 12. Jahrhundert, als der spanische Königshof begann Böcke aus Marocco zu importieren und mit seinen besten Auen zu kreuzen. Es wurden Schafe mit einer bisher nie dagewesenen Woll-Feinheit geboren. Man nannte sie nach dem afrikanischen Berber-Stamm (Beni-Merines) aus dem die Rammler stammten. Zunächst wurden die Tiere streng geschützt, niemand außer dem spanischen König durfte diese kostbaren Tiere züchten. Spanien errang dadurch große Macht auf dem Wollmarkt.

Ab dem 18. Jahrhuhndert wurde es den Verwandten des Königshauses in Europa gestattet Merinos zu halten und zu züchten, was zu einer schnellen Verbreitung in Europa und schließlich der ganzen Welt führte.


Die Verbreitung von Merinos überall auf der Welt, seine einzigartige Feinheit der Wolle und dessen industrielle Massenverarbeitung und -vermarktung scheint den Eindruck zu erwecken, das es nur eine Merino-Rasse gibt: Auf Grund der  weltweiten Verbreitung entstanden viele regionale Schläge mit durchaus sehr unterschiedlichen Merkmalen in Bezug auf Wollfeinheit und Aussehen der Tiere. Angeboten wird sie oft trotzdem als die eine Merino-Wolle.


Zu den Merinos zählen u.a.:

Boorola, Debouillet, Delaine, Fonthilll, Pepppin, Saxon, Poll, Rambouillet, Tasmanian, Vermont, Albmerino, Falkland-Merino ...uvm.


Man findet Merino Wolle in einer Feinheit von 11.5 bis 25 Mikron. Am häufigsten wird die Wolle mit einer Feinheit von 20 bis 22 Mikron gehandelt. Merinos werden meist als weiße Fasern angeboten, denn die Industrie nimmt nur weiße Wolle ab, aber es gibt auch braune, graue, beige und schwarze Tiere.


Das Vlies-Gewicht liegt zwischen 3 und 18 kg, zumeist so um die 4 bis 6 kg. Der berühmte Shrek brachte es im Jahr 2004 auf 27 kg - allerdings nur, weil er seinen Scherern 6 Jahre lang entwischt war. Merinos werden eigentlich jährlich geschoren. Ein ganz wichtiger Aspekt beim Kauf von Fasern muss für uns die Nachhaltigkeit sein, Stichwort: Mulesing, ein grauenhaftes Verfahren das die Tiere quält, um den Besitzern maximale Profite zu sichern. Australien hat sich hier leider einen Namen gemacht. 


Merino Wolle enthält sehr viel Lanolin (Wollfett), die Fasern sind sehr fein und stehen sehr dicht im Fell zusammen,  was das Vlies im Inneren sehr sauber hält. Eine Herausforderung für Handspinner die ihre Vliese selbst vorbereiten möchten: Einerseits das viele Lanolin entfernen, andererseits filzt Merino scheinbar bei jeder Berührung. Deshalb sollte man Merino Fasern auch nie kompakt lagern, sie werden mit der Zeit zu Filzblöcken. Auch von straff gezopften Kammzügen ist abzuraten, es sei denn Du brauchst das Muskeltraining beim Spinnen.


Die Fasern sind durchschnittlich 5 bis 12,5 cm lang, was sie nicht unbedingt für Anfänger qualifiziert. 

Es erfordert etwas Übung so kurze und feine Fasern zu spinnen. Aber in gröberer Qualität oder Mischungen mit gröberen Fasern kann auch ein Anfänger glücklich werden.


Merino Wolle im Allgemeinen ist ein Massenprodukt, es gibt aber auch hier engagierte und verantwortungsvollle Halter, Verarbeiter und Vermarkter. Man muss genau hinsehen was man einkauft. Wenn mir ein Verkäufer nicht sagen kann woher die Wolle stammt - Finger weg.


Merino Wolle wird heute für jedes Textil verwendet, sei es sinnvoll oder nicht. Mit dem Wort Merino wird Qualität verbunden und da Merino Wolle fein (weich) ist, gilt auch Weichheit als Qualitätssignal. Es geht soweit, das gesunde, nachhaltig erzeugte, heimische Wolle nicht mehr vertragen wird, da die Gewöhnung fehlt.  


Ein Teufelskreis in dem andere, für einen Zweck besser geeignete Wollen keine Chance bekommen. Man denke nur an  hochfeine Merino-Sockengarne, ein Widerspruch in sich, den leider nur bemerkt, wer sich mit dem Thema befasst.


Ich hatte mich zunächst schwer getan, Merino Garne und Fasern in meinem Shop anzubieten. Aber Du wünschst Dir Merino für Deine Projekte, deshalb habe ich recherchiert und kann sagen:

Die Merino Garne und Fasern in meinem Shop stammen von den Falkland-Inseln, mein Händler garantiert mir höchste Qualität ohne Mulesing. Allerdings ohne Zertifikate. Kleinbetriebe und Manufakturen können sich diese nicht leisten, gehen aber liebevoll mit ihren Tieren um.

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