Das Thema ist spannender als man glaubt: Garne sind weit mehr als nur ein Faden! Hinter ihnen steht eine ganze Welt: Wissenschaft, Technik und vor allem unsere Natur prägen ihre Eigenschaften und ihren hohen Nutzen.
Definition: Das Garn ist nach DIN 60900 ein Sammelbegriff für alle linienförmigen textilen Gebilde. Danach ist ein Garn sinngemäß ein langes, dünnes Gebilde aus einer oder mehreren Fasern. Es ist ein textiles Zwischenprodukt, welches zu Geweben, Gestricken, Gewirken und Stickereien verarbeitet werden kann oder auch zum Nähen sowie zur Herstellung von Seilen verwendet wird.
Garn ist die grundlegende Einheit einer textilen Konstruktion, alle Stoffe mit Ausnahme von Filz werden durch Manipulation von Garnen hergestellt. Sie entstehen durch wiederholtes Verdrehen und Verziehen eines Faserbündels zu einem zusammenhängenden Faden oder durch das Herstellen und Drehen eines ununterbrochenen Filamentfadens.
Garne bilden die elementare Komponente , durch die ein Stoff Form und Charakter erhält, die Struktur und das Aussehen eines Stoffes werden durch den Aufbau der Garne, aus denen er hergestellt wurde, bestimmt. Die Stärke der Drehung der Fasern bestimmt die Ausgewogenheit und den Fall, die Anzahl der Fasern und Einzelfäden die Stärke und Gewicht eines Stoffes.*
*Quelle: Handbuch Garne von Peggy Walsh
Erste Hinweise über die Eigenschaften eines Garnes findest Du auf dem Etikett:
Herstellerinformationen
Jedes Etikett muss klar den Produzenten oder den Vertrieb des Garnes nennen.
Maschenprobe
Angabe zur Maschenprobe, bitte mit Vorsicht betrachten und das eigene Strickverhalten mit in Betracht ziehen. Es ist mehr ein Hinweis als eine streng anzunehmende Größe.
Empfohlene Nadelstärken
Der Hersteller empfiehlt diese Nadelstärke für ein angenommenes Standardwerk zu verwenden. Auch diese Angabe ist variabel zu betrachten, jeder strickt anders oder möchte ein andere Struktur des Stoffes erreichen. Zum Beispiel: Netzpulli vs. Musterpulllover
Marke
Selbsterklärend, manchmal ist man überrascht welcher Hersteller/Vertrieb welche Marken führt.
Name des Garnes
Wichtig für die Zuordnung und die Wiedererkennung. Es empfiehlt sich immer mindestens 1 Etikett aus einem Projekt aufzuheben.
Materialangaben
Eine der wichtigsten Informationen auf dem Etikett. Aus diesem Material besteht Dein Garn und gibt somit Auskunft über die zu erwartenden Eigenschaften des Materials. Die EU Gesetzgebung schreibt genau vor, wie diese Angabe auszusehen hat.
Manchmal hilfreich, um zu sehen um welche Qualität oder Ethik es sich handelt. Nicht jedes Label verspricht was es hält. Hier ist weitere Recherche nötig. Wird oft verwendet um eine gewisse Qualität hervorzuheben. (Marketing)
Gewicht
Bezeichnet das Gewicht der vorliegenden Garnmenge.
Partie
Zumeist von der Industrie verwendet. Grenzt Produktionen voneinander ab. Es empfiehlt sich für ein gleichmäßig ausfallendes Projekt nur Garne aus einer Produktion (Partie) zu verwenden. Stichwort: Naturprodukt /Präzision
Farbe/Farbnummer
Gedacht zur genauen Bezeichnung der Farbe zur Wiedererkennung und zur Abgrenzung, falls viele Nuancen existieren. Auch hier ist wie bei der Partie auf gleiche Farbnummern zu achten, sollte man ein ebenmäßiges Stück arbeiten wollen.
Herstellungsstandard (auch Marke/Label genannt)
Der Gesetzgeber und die Industrie haben eine Vielzahl von Richtlinien und Standards geschaffen. Einerseits um Verbraucher zu informieren, besondere Eigenschaften und Qualität hervorzuheben andererseits leider oft nur ein Marketing-Instrument ohne jeden Nährwert. Es lohnt sich mal im Internet nachzusehen, was diese Labels wirklich bedeuten. Als kleine Hilfe habe ich eine Seite mit Label-Info angelegt, ein Klick auf die Überschrift bringt Dich dorthin.
Lauflänge
Guter Hinweis mit wie viel Garn man rechnen darf. Häufig verwendet um abzuschätzen wie dick das Garn ist. Vorsicht Falle - es gibt schwere (Baumwolle) und leichte (Wolle) Materialien. Beeinflusst durch Herstellungsprozesse!
Pflegehinweise
Oft vernachlässigt, lohnt doch ein Blick. Wer sämtliche handgefertigte Stücke ausschließlich per Hand wäscht, kann diese Informationen getrost "überfliegen". Alle anderen sollten ganz genau hinsehen. Ich plane hier Links zu den Pflegesymbolen und ihrer Bedeutung.
Es gibt viele Modelle ein Garn zu beschreiben:
In Deutschland und Europa werden Handstrickgarne zumeist nach der Anzahl der Zwirnfäden beschrieben die sie enthalten. Jeder Strickende kennt das berühmte 4fach Garn und bringt damit Sockengarn in Verbindung. Was nicht selten zu Überraschungen und Enttäuschungen führt, denn dieser Beschreibung allein betrachtet fehlen mindestens 2 wichtige Details. Eine andere gängige Methode ist die Beschreibung mit Hilfe der Lauflänge, auch hier ist Vorsicht geboten. Mindestens noch die Materialzusammensetzung hinzufügen.
In den USA hat man eine andere standardisierte Form gefunden Garne zu beschreiben, die meiner Erachtens nach etwas besser geeignet ist ein Garn vergleichbar zu beschreiben:
Auch hier ist etwas Vorsicht geboten, ein Standard ist nur ein Beschreibungsmodell. Das heißt es bildet einen Querschnitt der Möglichkeiten ab. Die Vielfalt der Garne ist so enorm groß, das nicht jedes Garn diesem Modell entspricht.
Lace Garne
Gerade diese Garngruppe ist besonders groß und vielseitig verwendbar. Wir würden Sie wahrscheinlich Spitzen-Garne nennen. Nach den feinen Spitzentüchern, die zunächst daraus gefertigt werden. Aber auch Kleidung wie Jäckchen oder feine Pullis sind denkbar.
Je nach gewünschter Textur werden feine. wie große Nadeln verwendet. Besonders beliebt sind sie in Kombination mit anderen Garnen.
Garnbezeichnungen: Fingering, Cobweb, Lace
Nadelstärke: 1,5 bis 2,25mm
Maschenprobe: 33 bis 40 Maschen / 10cm Länge
Sehr feine Garne
Garnbezeichnungen: Sock, Fingering, Baby
Nadelstärke: 2,25 bis 3,25 mm
Maschenprobe: 27 bis 32 Maschen / 10 cm Länge
Feine Garne
Garnbezeichnungen: Sport, Baby
Nadelstärke: 3,25 bis 3,75 mm
Maschenprobe: 23 bis 26 Maschen / 10 cm Länge
Leichte Garne
Garnbezeichnungen: DK, Light Worsted
Nadelstärke: 3,75 bis 4,5 mm
Maschenprobe: 21 bis 24 Maschen / 10 cm Länge
Mittelstarke Garne
Garnbezeichnungen: Worsted, Afghan, Aran
Nadelstärke: 4,5 bis 5,5 mm
Maschenprobe: 16 bis 20 Maschen / 10 cm Länge
Starke Garne*
Garnbezeichnungen: Chunky, Craft, Rug
Nadelstärke: 5,5 bis 8 mm
Maschenprobe: 12 bis 15 Maschen / 10 cm Länge
*Bulky bedeutet wörtlich "sperrig", ich habe mir erlaubt ein gebräuchlicheres Wort zu verwenden.
Sehr starke Garne*
Garnbezeichnungen: Super Bulky, Roving
Nadelstärke: 8 bis 12,75 mm
Maschenprobe: 7 bis 11 Maschen / 10 cm Länge
* Bulky bedeutet wörtlich übersetzt "sperrig". Ich habe ein gebräuchlicheres Wort gewählt.
Jumbo Garne
Garnbezeichnungen: Jumbo, Roving
Nadelstärke: 12,75 mm und mehr
Maschenprobe: 6 Maschen und weniger / 10 cm Länge
Für Dich habe ich eine übersichtliche Tabelle als PDF Dokument zum Download hinterlegt.
Ohne jetzt zu detailliert zu werden funktioniert die Methode so: Wickle das betreffende Garn um einen WPI - Messer oder ein Lineal über 2,54 cm (1 Inch), weder zu fest noch zu lose, dabei berühren sich die Fäden ganz knapp. Zähle die Anzahl der Fäden. Diese Methode ist nicht sehr exakt, kann aber helfen ein Garn zu bestimmen dessen Etikett man verloren hat. Je höher die Anzahl der Wicklungen, je feiner das Garn.
Garnstärke | Ashford Garn Messer | Jillian Moreno Buch Yarnitecture | Hilltop Cloud Garn Messer |
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0 (Lace) | 16 und mehr | 25 und mehr | 30 und mehr |
1 (Super Fein) | 14 bis 16 | 20 bis 25 | 19 bis 22 |
2 (Fein) | 12 | 17 bis 20 | 15 bis 18 |
3 (Leicht) | 11 | 13 bis 16 | 12 bis 14 |
4 (Mittel) | 9 | 9 bis 12 | 9 bis 11 |
5 (Stark) | 7 bis 8 | 6 bis 8 | 8 bis 10 |
6 (Sehr Stark) | 6 und weniger | keine Angabe | 6 und weniger |
Weitere Möglichkeiten Garne und vor allem Fasern zu beschreiben findest Du in der Rubrik Spinnen/Materialkunde.
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